Anaphylaxie
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Definition
Der anaphylaktische Schock ist eine schwerwiegende und potenziell lebensbedrohliche allergische Reaktion, die zu einem plötzlichen Kreislaufversagen führen kann. Ausgelöst wird er durch eine allergische Reaktion auf Stoffe wie Medikamente, Insektenstiche, Nahrungsmittel oder Kontrastmittel. Der Körper reagiert dabei auf das Allergen mit einer Überproduktion von Entzündungsmediatoren, insbesondere Histamin, die zu einer generalisierten Gefäßerweiterung und erhöhter Gefäßpermeabilität führt.
Pathogenese
Die allergische Reaktion wird durch eine massive Freisetzung von Entzündungsmediatoren (z.B. Histamin, Prostaglandine, Leukotriene) vermittelt, welche eine Vasodilatation und erhöhten Flüssigkeitsaustritt aus den Gefäßen verursachen. Dies führt zu einem raschen Blutdruckabfall, einer verminderten Organperfusion und in schweren Fällen zu einem Kreislaufstillstand.
Symptome
- Plötzlicher Blutdruckabfall
- Tachykardie (beschleunigter Herzschlag)
- Atemnot und Bronchospasmus
- Schwellungen (besonders im Gesicht und Hals)
- Urtikaria (Nesselsucht) und Juckreiz
- Schwindel oder Bewusstlosigkeit
- Übelkeit, Erbrechen oder Bauchschmerzen
Versorgung und Therapie
Basismaßnahmen
Die Diagnose eines anaphylaktischen Schocks basiert auf der klinischen Symptomatik und der Anamnese (z.B. vorangegangener Kontakt mit einem potenziellen Allergen). Wichtig ist die schnelle Differenzierung von anderen Schockformen, um zügig die richtigen Maßnahmen einzuleiten.
Lagerung: Atemnot: Oberkörper hoch / Kreislauf: Schocklagerung
Sauerstoffgabe: 15L zur Aufsättigung
Volumentherapie: Schnelle Volumengabe zur Kreislaufstabilisierung (z.B. kristalloide Lösungen).
Erweiterte rettungsdienstliche Therapie
Adrenalin (i.m.):
Anwendung: Intramuskuläre Injektion (i.m.) von 0,5 mg Adrenalin (1:1000) in den Oberschenkel. Bei Kindern Dosierung nach Körpergewicht (0,01 mg/kg).
Indikation: Akute Anaphylaxie mit Atemwegsverengung, Kreislaufversagen, oder Schwellungen (z.B. Zunge, Hals). Erste Wahl zur Behandlung der lebensbedrohlichen Symptome.
Kontraindikationen: Keine absoluten Kontraindikationen bei Anaphylaxie, da Adrenalin in lebensbedrohlichen Situationen immer verabreicht werden sollte. Vorsicht bei Patienten mit schweren Herzrhythmusstörungen.
Antihistaminika bei Anaphylaxie
Anwendung: Intravenöse oder orale Gabe von Antihistaminika (z.B. Dimetinden i.v. oder Cetirizin p.o.), nach Stabilisierung des Kreislaufs.
Indikation: Behandlung der allergischen Symptome (Juckreiz, Urtikaria, Ödeme) bei Anaphylaxie, als Ergänzung zu Adrenalin.
Kontraindikationen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff. Vorsicht bei Patienten mit Engwinkelglaukom oder Harnverhalt.
Kortikosteroide bei Anaphylaxie
Anwendung: Intravenöse Gabe von Kortikosteroiden (z.B. Methylprednisolon i.v.) zur Verzögerung oder Verhinderung von Spätreaktionen.
Indikation: Verhinderung von biphasischen oder verzögerten Reaktionen bei Anaphylaxie. Ergänzende Therapie zu Adrenalin und Antihistaminika.
Kontraindikationen: Keine absoluten Kontraindikationen in der Akutbehandlung von Anaphylaxie. Vorsicht bei längerfristiger Anwendung (z.B. bei Infektionen oder Diabetes).
Differenzialdiagnosen
- Kardiogener Schock,
- Septischer Schock,
- Hypovolämischer Schock,
- Neurogener Schock,
- Vasovagale Synkope,
- Akuter Asthmaanfall,
- Lungenembolie,
- Akutes Koronarsyndrom (Herzinfarkt)
Quellenverzeichnis
– Koch, S., & Kuhnke, R. (2024). retten – Notfallsanitäter. Stuttgart: Georg Thieme Verlag; S. 1178-1212, S. 712-718.
– M. Grönheim, & C. Kemperdick (Hrsg.) (2019). Sanitätsdienst. München: Elsevier GmbH;
– Bildquellen: Envato Elements – Lizenziert für M. Eren
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