Akutes Koronar-Syndrom
Inhaltsverzeichnis
Unterteilung
Instabile Angina Pectoris
Keine akut auffäligen EKG-Veränderungen (ST-Hebungen) und keine Toponinerhöhung
Non-ST-Segment-Elevation acute myocardial infarction (NSTEMI)
Keine akut auffälligen EKG-Veränderungen (ST-Hebungen) aber Troponinerhöhung
ST-Segment-Elevation acute myocardial infarction (STEMI)
EKG Veränderungen (ST-Hebungen) und Troponinerhöhung
Definition Angina Pectoris
Stabile Angina Pectoris
Symptome entstehen nach körperlicher Anstrengung. Im Ruhezustand oder nach Nitro-Applikation bessern sich die Symptome.
Instabile Angina Pectoris
Plötzliche unvorhersehbare thorakale Schmerzen / Erstmanifestation, auch bei Ruhe. Dauer <30 min.
Prinzmetal-Angina
(Syn.: Vasospastische Angina/Variant-Angina)
Herzkranzgefäße verkrampfen, welches zu starken thorakalen Schmerzen führt. Kein Zusammenhang mit Belastung.
Definition Myokardinfarkt
Das Herz wird durch die Herzkranzarterien (A. coronaria) versorgt. Kommt es hier zu einer Unterbrechung des Blutflusses (Ischämie) im Myokard (Herzmuskel) entsteht innerhalb von einer Stunde eine Gewebsnekrose, also ein Infarkt.
Ein Infarkt ist ein akut medizinischer Zustand, welcher bei Nicht-Behandlung u.A. zu einem lebensbedrohlichen Kammerflimmern übergehen kann.
[Epidemiologie]
In westlichen Industrieländern erleiden jedes Jahr rund 300 von 100.000 Einwohnern einen Herzinfarkt.
30 % davon mit Todesfolge.
Pathogenese Myokardinfarkt
In 85 % der Fälle ist eine Thrombusbildung (Entstehung eines „Blutgerinnsels“) auf einer arteriosklerotischen Plaque für einen Infarkt verantwortlich, welche die Blutzufuhr des Myokards verstopfen.
Weitere seltenere Faktoren sind:
- Entzündliche Gefäßkrankheiten
- Embolien jeglicher Art
- Endokarditis
- Künstliche Herzklappen
- Schwerste Koronarspasmen (Herzkrämpfe), bei z. B. Drogenabusus (Kokain)
- Erhöhte Blutviskosität (Zähflüssigkeit)
- Stark erhöhter Ruhe-O2-Bedarf (z. B. bei Aortenstenose)
Symptomatik
- Stärkste thorakale Schmerzen (auch Vernichtungsschmerz)
- Ausstrahlung retrosternal, Hals, Oberbauch, linker Arm, Kiefer und Rücken möglich
- Nicht lageabhängig
- Dauer >30 Minuten
- Todesangst
- Übelkeit/Erbrechen
- Dyspnoe/Zyanose
- EKG: ST-Streckenhebungen/ -Senkungen
- EKG: T-Negativierungen? (mögl. Ischämiezeichen)
- CAVE: Bei ca. 20 % wegen Diabetes mellitus und der daher einhergehenden Polyneuropathie der „stumme Herzinfarkt“ / Keine Schmerzsymptome.
Versorgung
- Notarzt-Indikation!
- Betreuung
- Oberkörperhochlage (keine Schocklage!), Patienten nicht laufen lassen
- O2-Gabe (Achtung zu viel O2 schädlich!) Zielsetzung: 90 % SpO2
- Venösen Zugang legen und offenhalten, mit NaCl 0,9 % / Ringer
- Wärmeerhalt
Medikamentöse Versorgung
- Glyzeroltrinitrat-Spray sublingual
2-3 Hübe, nach 5 Minuten ggf. 1-2 weitere Hübe unter die Zunge.
CAVE: Kontraindikationen:
<100/60 (ständige RR Kontrolle!)
HF <60 oder >120
PDE-5-Hemmer
- Acetylsalicylsäure
Thrombozytenaggregationshemmung: 250-500 mg i.v.
- Heparin
Antikoagulation: 60 I.E. / kgKG, (max 5000 I.E.) i.v.
- Nalbuphin
Schmerz-Analgesie: 0,1 mg / kgKG
- Morphin
Schmerz-Analgesie: 2-5 mg i.v. titrieren bis zum gewünschten Effekt (Ziel NRS <4)
- Metoprolol
Betablocker: 2-3 mg i.v. (Ziel HF 60/min)
Differentialdiagnosen
- Interkostalneuralgie, Myokarditis, Lungenembolie, Pneomothorax, Aneurysma, Herzrhythmusstörungen, Thoraxtraumata, Asthma Bronchiale, Lungenödem, Extrasystolie, SVES, VES, VHF, Schockzustände, Drogenabusus
Quellenverzeichnis
– Prof. Dr. med. Stefan Silbernagel & Prof. Dr. med. Florian Lang (2020) Taschenatlas Pathophysiologie (6. Aufl.). Georg Thieme Verlag KG;
– B. D. Bültmann, S. Mackensen-Haen, C. J. Krikpatrick und H. A. Baba (2008) Pathologie (4. Auflage). Elsevier GmbH, Deutschland;
– Boris A. Hoffmann & Frank Flake (2022) Pocket Guide Rettungsdienst (2. Aufl.). Elsevier GmbH, Deutschland;
– M. Grönheim & C. Kemperdick (Hrsg.) (2019) Sanitätsdienst (2. Aufl.). Elsevier GmbH, Deutschland;
– Abb 1) Eren, Marc 2023, alle Rechte vorbehalten;
– Abb 2) Eren, Marc 2023, lizenziert durch Envato;
Hashtags / Kategorien
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